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Die Liebe zur Natur

Wohin wollen wir?

 

Wenn ich an meine Grundschulzeit in Berlin Lichterfelde zurückdenke, dann bleibt mir eine wesentliche Botschaft meiner damaligen Klassenlehrer in guter Erinnerung, nämlich mit den gegenwärtigen Ressourcen auf der begrenzten Erde mit Vernunft und mit aller Sparsamkeit hauszuhalten. Denn in den 1970-er Jahren waren viele noch sehr von ihren Großeltern und Eltern geprägt gewesen, die in den Elendszeiten der beiden Weltkriege aufgewachsen sind, also am eigenen Leibe erfahren haben, Not zu leiden und auf viele existenzielle Dinge längere Zeit verzichten zu müssen. Ein Lebensmittel, wie zum Beispiel ein belegtes Butterbrot, einfach vergammeln zu lassen oder sinnlos wegzuschmeissen, das war fast schon wie mit einer Todsünde gleichzusetzen. 

Im Grunde besitzen viele aus meiner Altersklasse im Kern noch diese Prägung, der unnötigen wie auch verwerflichen Verschwendungssucht eine moralische Qualität an Genügsamkeit und Sparsamkeit entgegenzusetzen. Die 70-er Jahre waren aber schon ein Vorbote dafür, ausgelöst durch die Ölkrise, dass die natürlichen Ressourcen an Erdölvorkommen und anderen biologischen Energieträgern nicht für Ewigkeiten in dem hohen Maße ausgebeutet werden können. In der Schule lernten wir also schon, dass die Prognosen hinsichtlich unseres Konsums einen Trend vorhersagten, die in den kommenden 50...60 Jahren zur Verknappung des Erdöls führen müssen. Es sei also endlich an der Zeit, auf alle unnötigen Erdölprodukte (wie z.B. Einkaufstüten) zu verzichten.

Leider hat sich diese nachhaltige Denkweise über die letzten vier Jahrzehnte weitestgehend und kollektiv aus unseren Köpfen verflüchtigt, weil sich unser Konsumverhalten eher ins Gegenteil verkehrt hat und der propagierte Motor des wirtschaftlichen Erfolges stets auf Spitzenwerte getrimmt wird. Insofern sind sämtliche Bestrebungen zur ökonomisch effizienteren  Nutzung der natürlichen Energieträger durch den Wandel hin zum höheren Konsumverbrauch komplett kompensiert worden. - Das aktuell umgesetzte Vorhaben, die Plastiktüten endlich aus den Supermärkten zu verbannen, ist daher mehr schon ein trauriger Beleg dafür, dass wieder einmal erst das Kind in den Brunnen gefallen sein muss, bevor man den Deckel drauf tut. Was war vor 40 Jahren anders oder weniger richtig gewesen, als diese Philosophie zum Verzicht auf unnötigen "Plastikschrott" geboren wurde, welcher zudem absehbar unsere Umwelt stärker als zuvor verschmutzen und belasten würde?

 

Eine Antwort darauf zu finden würde zwar eine Erklärung liefern, warum dieses Bewußtsein jetzt erst wieder salonfähig geworden ist und zu diesem konsequenten Handeln geführt hat. Wichtiger aber ist, das JEDER Mensch auf diesem Planet für sich selbst eine Antwort schuldig ist, wohin die Reise künftig gehen soll? Ein beharrliches Leben im "status quo" führt unweigerlich dazu, sich auf den dünnen Ästen eines fortwährend steil nach oben wachsenden Baumes auszuruhen. Dieser Baum wird unter jener Last einknicken müssen, so wie jede andere Architektur des Lebens in sich zusammenfällt, wenn die Tragfähigkeit in Schieflage gerät.  Denn Bäume wachsen eben nicht in den Himmel. 

Was gibt es Schöneres, als in der Natur mit der Natur zu sein?
Wahrheit zu erblicken ist der höchste Zweck,
zu dem wir als Menschen geschaffen sind.
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Philipp Melanchthon:  1497 - 1560

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